Polnische Historische Mission

Universität Würzburg
Am Hubland, Philosophisches Zentrum (7/U/9)
97074 Würzburg, Deutschland
e-mail: renata.skowronska@uni-wuerzburg.de

Würzburg; foto: Bartłomiej Łyczak

13. HDO-Studientage

13. HDO-Studientage im Kloster Banz

Glaubensflüchtlinge vom 16. bis 19. Jahrhundert zwischen dem Heiligen Römischen Reich und seinen östlichen Nachbarregionen

  • Termin: 2. bis 5. Februar 2023
  • Ort: Bildungszentrum Kloster Banz (Kloster-Banz-Straße, 96231 Bad Staffelstein)
  • Kooperationstagung der Hanns-Seidel-Stiftung mit dem Haus des Deutschen Ostens, München, der Polnischen Historischen Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, dem Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Tagungsleitung: Prof. Dr. Andreas Otto Weber

Informationen aus der Internetseite des Hauses des Deutschen Ostens (HDO)

Seit der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 wurden in Europa immer wieder Menschen aus ihrer Heimat wegen ihres Glaubens vertrieben oder mussten in andere Regionen fliehen. In Folge der Reformation und der Konfessionalisierung im Heiligen Römischen Reich teilte sich Mitteleuropa mehr und mehr in altgläubig-katholische beherrschte und evangelisch und reformiert beherrschte Gebiete auf. Der Augsburger Religionsfriede brachte mit der Formel „cuius regio eiius religio” den Reichsständen (weltliche und geistliche Fürstentümer und Reichsstädte) die Möglichkeit einerseits in ihrem Territorium die Konfession zu bestimmen, und andererseits Untertanen, die sich nicht zur Konfession des Landesherren bekennen wollten, auszuweisen. Aus vielen katholisch beherrschten Gebieten des Reich wurden auf diese Weise evangelische und reformierte Christen, aber auch Katholiken zur Auswanderung in Gebiete gezwungen, in denen sie ihre Konfession behalten konnten. In Frankreich führte die Verfolgung der protestantischen Hugenotten nach 1685 zu einer großen Auswanderungswelle in die evangelischen Reichsterritorien, ganze Hugenottenstädte, wie das mittelfränkische Erlangen, Hanau und Bad Karlshafen in Hessen, wurden für sie erbaut. Zuvor waren schon Protestanten aus den österreichischen Erzherzogtümern als „Exulanten” nach in evangelische Herrschaften in Franken geflohen. Zahlreiche Glaubensflüchtlinge wählten ihr Fluchtziel auch in östlichen Nachbarregionen des Reichs: Viele Mennoniten kamen als Siedler ins in Glaubensfragen weitgehend tolerante Polen oder nach Mähren. Noch im 18. Jahrhundert waren dann etwa 20.000 Protestanten, die ihren Glauben geheim ausübten, aus dem Fürsterzbistum Salzburg vertrieben und zum großen Teil in Ostpreußen, aber auch in den USA angesiedelt worden. Aus Oberösterreich und der Steiermark ließen die Habsburger ebenfalls „Kryptoprotestanten” bis nach Siebenbürgen deportieren, wo bereits die evangelischen Siebenbürger Sachsen lebten.

Die 13. HDO-Studientage, zum zweiten Mal in Kloster Banz, auf deren Programm auch diesmal wissenschaftliche und studentische Vorträge stehen, nehmen diese Entwicklungen im Detail in den Blick.

Anmeldungen bitte direkt an die Hanns-Seidel-Stiftung e.V. www.hss.de/veranstaltungen. Das vollständige Programm inklusive Angaben zu Anmeldung und Tagungsbeiträgen kann ab sofort im HDO angefordert werden: telefonisch unter 089/449993-0 oder per E-Mail poststelle(at)hdo.bayern.de

 

Programm

Prof. Dr. Andreas Otto Weber (Haus des Deutschen Ostens, München/FAU Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte) und Dr. Renata Skowronska (Nikolaus-Kopernikus Universität Toruń: Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg): Begrüßung und Einführung in die Tagungsthematik

Anna Schmiedehausen (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Der Augsburger Religionsfrieden und der westfälische Frieden und seine Folgen für erzwungene Migration aus Glaubensgründen

Jasmin Schlee (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Geschichte des Protestantismus in Oberösterreich und die Auswanderung nach Franken

Prof. Dr. Andreas Otto Weber (Haus des Deutschen Ostens, München/FAU Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte): Die Vertreibung der Protestanten aus dem Erzstift Salzburg 1732

Vadym Sherstnov (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Der Weg der Salzburger Protestanten nach Ostpreußen und die Bedingungen ihrer dortigen Ansiedlung

Paul Wichtermann (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Der Empfang der Salzburger Emigranten in der Reichsstadt Augsburg und seine mediale Aufbereitung

Prof. Hermann Mayerhofer / Andreas Herzog (beide Bergbau- und Gotikmuseum Leogang): Die große Salzburger Emigration – Ein europäisches Medienereignis des 18. Jahrhunderts und seine museale Erinnerung im Bergbau- und Gotikmuseum Leogang

Prof. em. Dr. Wolfgang Wüst (Lehrstuhl für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Arbeitsmigration, Glaubensgrenzen und Beichten. Eine konfessionsgeladene Annäherung zwischen Heimat und Ferne

Naemi Müller (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Hugenotten: Grundzüge der Geschichte des Protestantismus im Königreich Frankreich bis zum Edikt von Fontainebleau 1685

Ronja Kentrat (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Hugenotten als Wirtschaftsfaktor und Fachkräfte in Deutschland

Julia Fritscher/Julia Kubilinski (beide Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Die Entstehung der Hugenottenstadt Erlangen und andere Hugenottenorte in Deutschland

Johannes Maag (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Gesellschaft und gesellschaftliche Konflikte zwischen Einheimischen und Hugenotten in Erlangen

Dr. Renata Skowronska (Nikolaus-Kopernikus Universität Toruń: Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg): Glaubensfreiheit in der Ersten Polnischen Republik (Rzeczpospolita Obojga Narodów). Einwanderung von Mennoniten und ihre Ansiedlung an der Weichsel als Beispiel für polnische Konfessionsverhältnisse (16.-18. Jahrhundert)

Sophie Ott (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Die „Landler“ aus Oberösterreich – ihr Weg nach Siebenbürgen und ihre dortigen Gemeinden